Tag 2 – Ein goldener Tag zwischen dem IJsselmeer und der Elf-Städte-Route

Heute begann unsere Elf-Städte-Tour so richtig. Von Rijs aus radelten wir rund 50 Kilometer in Richtung Workum – eine Etappe, die sich wie eine Reise durch Zeit und Landschaft anfühlte. Friesland zeigte sich von seiner allerbesten Seite.

Wir starteten gemütlich in den Tag. Die Sonne stand noch tief, der Himmel war klar, und die Stimmung in der Gruppe war bestens. Unser erster Halt: Laaxum, der kleinste Fischereihafen Europas. Einige wettergegerbte Häuschen, ein alter Kutter am Kai, eine wehende friesische Flagge und der weite Blick über das IJsselmeer – einfach wunderschön!

Nicht viel später standen wir auf dem Roode Klif, beim Warnser Denkmal. Hier besiegten die Friesen im Jahr 1345 das Heer des Grafen Wilhelm IV. von Holland. Die Inschrift „Leaver dea as slaef“ („Lieber tot als Sklave“) ist mehr als nur ein Spruch in Stein – sie berührt und bleibt im Gedächtnis, besonders mit dem weiten Blick über das Wasser.

Dann fuhren wir weiter nach Stavoren, der ältesten Stadt Frieslands. Dort erzählte ich am Hafen beim Standbild der Frau von Stavoren die bekannte Legende:

Einst war sie die reichste Kaufmannswitwe der Stadt. Sie wollte nicht nur Reichtum, sondern das Kostbarste, was es gibt. Also schickte sie ein Schiff hinaus, das mit Weizen zurückkehrte. „Was soll ich mit Nahrung für gewöhnliche Leute?“, rief sie und warf das Getreide ins Meer. Kurz darauf verlor sie alles – ihr Vermögen, ihren Status, ihr Ansehen. Der Hafen versandete, ihre Häuser verfielen, und sie endete als Bettlerin. Eine alte Geschichte über Hochmut, die bis heute erzählt wird.

Nach einer kurzen Pause radelten wir weiter nach Hindeloopen, ein malerisches Städtchen mit engen Gassen, farbenfrohen Häusern und viel Geschichte. Wir machten gemeinsam einen kleinen Rundgang und aßen zu Mittag. Die Stimmung war gelassen, interessiert und spürbar vertrauter als gisteren.

Am Nachmittag führte uns die Route durch das weite It Heidenskip – ein stilles Straßendorf zwischen Wiesen, Kanälen und Vogelstimmen. Hier zeigt sich Friesland von seiner ursprünglichsten Seite: kein Verkehr, nur das leise Surren der Fahrradketten, der Ruf eines Kiebitzes oder einer Uferschnepfe – und zwischendurch ein ehrliches „Schau dir das mal an!“

Die letzten Kilometer nach Workum waren vielleicht die schönsten des Tages. Ein autofreier Radweg schlängelte sich zwischen alten Bauernhöfen, Wasserläufen und Schilf hindurch, während am Horizont schon der Turm der Sint-Gertrudis-Kirche zu sehen war. Doch kurz vor dem Ziel – ein kleiner Zwischenfall: ein platter Reifen! Sofort formierte sich eine kleine Truppe zur mobilen Werkstatt, und mit ein paar geschickten Händen und guter Laune waren wir bald wieder unterwegs.

Am späten Nachmittag kamen wir in Workum an und checkten im Hotel ein. Die Beine waren müde, aber die Laune bestens. Ein großartiger Tag – voller Eindrücke, Geschichten und Gemeinschaft.

Morgen erwartet uns eine längere Etappe: über IJlst, Bolsward, Harlingen und Franeker nach Leeuwarden. Wir sind bereit!

Sytze
Friesland Holland Travel

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